Zu Beginn der diesjährigen Saison wurden die geneigten VfBler im Zuge der Europa-Cup Auslosung durch allesamt äußerst satte Reiseziele beschenkt. Insbesondere auf den Wetz gegen die Young Boys aus Bern haben sich sicher sehr viele der anwesenden Kadetten gefreut, gab es doch einerseits eine halbwegs ernstzunehmende Szene in Bern, aber andererseits ist – mir persönlich um einiges wichtiger – die geschichtliche Bewandtnis des alten Wankdorf für jeden deutschen Fußballfan wohl mehr als nur ein guter Grund seinen Verein dort auch zu unterstützen.

Um eines Vorweg zu nehmen, das neue Wankdorf alias Stade de Suisse hat mit dem alten natürlich außer der Adresse wenig gemein.

So begab sich also zu sehr früher Morgenstund ein satter Haufen Beavers in die Peitsche der Highlander, danke nochmals für den Bus, um den beschwerlichen Weg gen Bern zu meistern. Gesprächsthemen Nummer 1 waren heuer – wie kann es nach dem Hamburg Spiel anders sein – die Verfehlungen und nicht eingestandenen Eroberungen mancher Mitfahrer. Der aufmerksame Leser unserer Berichte mag hier feststellen, dass so manch Beaver immer wenn es ein wenig gen Norden geht, sei es nun noch innerdeutsch oder bereits Skandinavien, wohl einfach mehr Glück bei der Frauenwelt zu haben scheint. Natürlich geht auch die sportlich prekäre Situation an keinem vorbei und daher wurde auch hier erneut Ursachenforschung betrieben. Dabei ist es sicher kein Geheimnis, dass unsere Neuzugänge (außer vielleicht Herr Degen…) jeglicher Qualität spotten und das wir einfach momentan keinen Trainer haben. Es darf nicht sein, dass wir dieses Jahr den Europacup und DFB-Pokal gewinnen, aber als Double-Gewinner nächstes Jahr Montag Abends in Osnabrück kicken. Es muss jetzt was passieren und die Leute müssen aufwachen, denn die Freunde des roten Brustrings wissen was die Stunde geschlagen hat, ich denke aber die Verantwortlichen des roten Brustrings wissen es nicht.

Nach 1893 km und einer unfassbar umständlichen Route, hatte man nach 3 Stunden Fahrt auch endlich den Grenzübergang in das ehemals gelobte Land Helvetien gemeistert. Junge, junge was war denn da passiert? Hier machte man dann relativ zügig Bekanntschaft mit der Nichtvorhandenen Schweizer Gastfreundschaft, welche ebenfalls in Bern satt ausgelebt wurde. Hat also der kürzliche (relativ rechte) Volksentscheid der Schweizer Bürger doch Legitimation durch die Schweizer Basis. Sauber, ich dachte immer die Schweiz sei so dermaßen tolerant, aber egal lassen wir das. Kurz vor Bern traf man dann noch das Fußballgehirn der Stuttgarter Szene auf einem Rastplatz und war hernach nicht nur um den Zustand des Vereins, sondern auch um den Zustand seiner Fans mehr als besorgt. Einfach satt, wie viel Insider Wissen manche haben!

Ein schönes Wintermärchen erwartete die Jungs dann in Bern, worauf man sich schnell vom nicht überzeugenden Weihnachtsmarkt in eine ansässige Kaschemme verzog und mit ein paar Gerstenkaltschalen das Warten auf den Kick-Off bzw. den gemeinsamen Marsch zum Stadion vertrieb. Im Stade de Suisse machte zunächst mal wieder die Staatsmacht den Eindruck, einfach nicht auf 3000 Stuttgarter vorbereitet gewesen zu sein. Man kann nicht ernsthaft ein Tor für die Meute aufmachen und sich dann wundern, warum es denn kurz vor Kick-Off ein wenig unruhig wird. Eine satte Reaktion auf Unruhe ist natürlich dann sofort mit Tränengas und Hartgummi zu drohen, ihr habt bei Krawall 21 aber gut aufgepasst. Es kam also soweit, dass das Spiel mit einer halbstündigen Verspätung angepfiffen werden musste, da einerseits einige Stuttgarter noch draußen waren und andererseits Frau Holle wohl keinen Bock auf den Kick hatte und es unaufhaltsam schneien lies. Meiner Meinung nach waren es sicher keine regulären Bedingungen  für den Kick, aber da man eben schon mal da war, pfiff man natürlich auch an. Pünktlich 10 Minuten nach Anpfiff, schafften es dann auch die Kadetten aus Wurzach welche mit dem Auto angereist und wohl zu wenig Zeitpuffer eingepreist hatten, zu erscheinen.

Erwähnenswertes zum Spiel:

-         Wie schlecht ist eigentlich der europäische Fußball, wenn unser VfB und Schalke 04 jeweils ihre Europacup-Gruppen gewinnen?

-         Warum haben wir nicht mehr Jungs wie Philipp Degen und Mauro Camoranesi in unseren Reihen?

-          Gibt es auch auf Kunstrasen eine Rasenheizung?

-          Kann es sein, dass immer ein Beaver vom Spiel gar nix mit bekommt?

-          Endlich trifft Cippi äh Schippi wieder!

Nach verdienter Niederlage, freute man sich kurz über den Gruppensieg und begab sich dann auf die beschwerliche Heimreise und machte sich vorsichtshalber bereits Gedanken über mögliche Ausreden für den bevorstehenden Arbeitstag. Dabei resümierten die Fußballexperten unserer Runde das soeben gesehene und kamen zu dem Schluss, dass unsere eklatant schwache Abwehrreihe entweder durch den Degen-Bruder verstärkt oder durch eine eingespielte 4er-Kette am besten von Erzgebirge Aus oder dem Club aus MUC ersetzt werden muss…

Nachdem der während des Spiels nicht auf sein könnende Biber sein Leben wieder entdeckte und berechtigt einforderte auch mal wieder in ein Schnellrestaurant einzugrätschen, war den sonstigen Anwesenden bewusst, dass es jetzt wohl besser war sich ins Reich der Träume zu begeben. Leider bei arktischen Temperaturen in der Kutsche nicht so wirklich easy. Im Morgengrauen war die Reise dann auch wieder Geschichte und man konnte sich bereits auf das „Derby“ gegen Hopps Jungs freuen. Hier sah man dann wenigstens Kampf unserer Jungs aber eben wieder eine furchtbare Abwehrleistung. Es muss jetzt endlich was passieren!

In diesem Sinne Grüße an Miedel und Kraus, Wurzach und Wangen, die restliche Szene, die Zivilistinnen aus Hamburg, und vor allem die Degen-Brüder samt Vatter Degen.