Während in den vergangenen Jahren die Saison unserer Brustringträger meist Mitte Februar bis Ende März Ratten hatte, so befinden wir uns heuer schon jetzt auf dem Weg in Richtung Talsohle. In der Liga schreit der Abstiegskampf hurra, der DFB-Pokal wird mal wieder von jemand anderem gewonnen und in der CL kann man wohl froh sein, dass man schon zwei Punkte hat. Die Vorzeichen für eine weitere Europacup Saison nächstes Jahr sind – vorsichtig formuliert – „nicht optimal“ und daher sollte es natürlich allen Interessierten gelegen sein, die diesjährige Abschiedsvorstellung aus dem Europacup noch würdig zu bestehen.
So begaben sich auch die vier Jünger des Brustrings aus Oberschwaben, Theodora, Los Danero, Thomasi und der Schreiberling auf die beschwerliche Reise gen Andalusien. Nach endlosem Fluggalama und kurzfristiger Annullierung des Rückflugs, führte uns unsere Route ins Glück schließlich über Basel nach Malaga wo bereits der ortsansässige Regionalzug gen Sevilla warten sollte. Startete man am frühen Morgen noch etwas verratzt, so war man auch bald am verschneiten Feldberg und wusste mit allerlei Diskussionsbedarf zu gefallen. Es war schließlich zu klären, ob denn Terence Hill überhaupt noch lebt oder ob die Schwarzwaldklinik tatsächlich in Hamburg gedreht wurde? Fragen über Fragen… Nachdem im Dreiländereck die Grenze etwa 1893-mal überquert wurde, war man endlich am Flughafen Euroairport zu Basel angelangt, der überraschenderweise auf französischem Grund beheimatet ist, dessen Parkgebühren aber mit Schweizer Franken beglichen werden sollen…
Man verließ also das winterliche Frankreich um nach unspektakulärem Flug feststellen zu müssen, doch einen Sonnenblocker der Reiseapotheke nicht geschadet hätte. Echt starkes Wetter in Spanien. Das war es dann aber auch schon mit den positiven Eindrücken des Landes. Meiner Meinung nach ist in Spanien eben meistens immer alles halb fertig, es wird gebaut und gebaut und im Zuge der Finanzkrise, haben sich auch hier einige Leute verzockt. So fuhren wir also mit besagtem Regionalzug an der wirklich atemberaubenden Sierra Nevada vorbei, sahen aber auch nahezu unbewohnte Satellitenstädte, die aus einem Geisterfilm hätten entsprungen sein können. Pünktlich nach Plan erreichten wir unser Ziel, was Medes zu einem spontanen Beschwerdebrief an die Deutschen Eisenbahner hinreißen ließ. Hatte man dann das Hotel schließlich erreicht, traf man auch bereits auf Bütsche, sowie Scheckese und Jo vom roten Ried, welche die oberschwäbische Reisegruppe schließlich komplettierten. Theodora machte dann seinem Steckenpferd als Wahrsager und Reiseleiter nun alle Ehre und führte uns schnurstracks durch Sevilla. Man merkt einfach sofort wenn sich einer auskennt. Man begab sich also in die Hände des besagten Reiseführers und landete schließlich zur Überraschung aller doch noch im Kneipenviertel direkt neben der Donau. Nur schade, dass dienstags die Party auf der anderen Seite der Promenade zu Gange war.
Zunächst labte man sich an einer kühlen Cerveza, und begab sich in die erste Reihe, um Esmeralda samt Enrique bei der Zubereitung einer Denette mit Speck zu genießen. Sensationeller Film am Rande des Ufers. Alsbald suchte man also weiter eifrig die im Reiseführer groß angekündigte 50 Cent Bar und wurde leider nicht fündig. So landete man schließlich in einer Bar, die zunächst nur durch ihre Bedienung zu glänzen wusste. Dann ließ sich Stuttgart international aber nicht mehr bitten und hatte mal so richtig Spaß… Einfach nur sensationell. Genau deswegen fährt man zum Fussball und hat das Wappen des VfB im Herzen. Nach einem Lokalitätenwechsel, traf man schließlich noch einige Stuttgarter Szenenasen und ließ den Abend bei mehr oder weniger sinnfreien Diskussionen ausklingen, während sich einige der Jungs noch draußen vor der großen Stadt vergnügten.
So, Tag des Spiels, man startete mit dem Mittagessen beim völlig überforderten Gastgeber nebenan und labte sich an den ersten Bieren, bevor man sich auf den Weg zum kulturellen Teil des Trips, einer Stadtführung machte. Kurz vorher traf man noch WF-Volli, der dank Flugangst die 2000km mal wieder mit dem Privatauto zurücklegte und auch noch eine Panne im Nirvana verkraften musste. Wir hoffen du bist gut heim gekommen!! Fazit der Stadtrundfahrt: Sevilla ist wirklich ein Städtchen das man auch mal ohne den VfB besuchen kann, auch wenn man ohne Reiseführer das Betis Stadion nicht finden werden wird.
Als man ein paar Stunden vor dem Kick noch durch die Straßen schlenderte, traf man Coach Babbel und seinen Co, die einen sehr entschlossenen Eindruck machten. Der Pöbel war also auf eine zumindest kämpferisch ansprechende Leistung gespannt.
Das Stadion Ramón Sánchez Pizjuán macht einen sehr ansprechenden Eindruck, war es doch einfach ne alte Schüssel, in der Fußball eventuell noch ehrlich hätte sein können. Diese Illusion wurde aber jäh durch das „clevere“ Auftreten der spanischen Heulsusen Fußballer zerstört. Zudem schaffte es der Stuttgart Anhang nicht geschlossen in einem Block aufzutreten, da hat man sicherlich auch Diskussionsbedarf. Während sich die „Alten“ und die „Touristen“ im Oberrang sammelten, war der „Ultra-kern“ im Unterrang angesiedelt. Wer weiß wer weiß ob diese Aktion geplant war. Auf jeden Fall war der Support uns nicht würdig, einfach nur schlecht und dementsprechend zeigte die Mannschaft nur Angsthasenfussball. Einfach zum Abgewöhnen wenn man nur Schiss vorm Gegner hat und nicht mal wenigstens einen umhaut. Komischerweise wendete sich das Blatt in Halbzeit zwei, als der VfB auf einmal anfing Fußball zu spielen und durch Kuzmanovic zum Ausgleich kam und sogar hätte noch gewinnen müssen. Aber es kam wie immer das Ding ging nicht erneut rein und so hat man nun drei Punkte und sogar noch rechnerisch alle Chancen, sollte man wie alle Jahre zuvor in Glasgow souverän bestehen und mit einem Sieg nach Hause fahren…
Aufgrund des Vorabends, verlief die Kneipentour nach dem Spiel doch Recht entspannt und man ließ sich nur noch auf ein paar Absackerbierchen überreden, um Kraft für das Rückreisegalama, dass uns am nächsten Morgen zunächst von Sevilla nach Barcelona führen sollte, zu haben. In Barcelona angekommen, aktualisierte man kurz die wichtigsten Kreuzle, um dann den Rückflug von Barcelona nach Basel anzutreten. Alles in allem war man nach fast 20-stündiger Rückreise doch ein wenig am Arsch und am nächsten Tag auf der Maloche nur physisch anwesend, musste man sich doch auch schon auf den 15 Jahre Mad Beavers Bus nach Galdbach – also purem Abstiegskampf – vorbereiten.
In diesem Sinne, Grüße an alle die es verdienen. Terence Hill lebt übrigens noch und die Schwarzwald Klinik wurde tatsächlich in Hamburg gedreht.