Egal ob Szenenase, Allesfahrer, sportlich Orientierter, Kutte, Edelfan oder anderweitig Brustringverrückter, so hat jeder Freundeskreis seine eigene Geschichte dieses 24. Mai 2025. Das ist unsere …
Nachdem jeder der Beteiligten die Arbeitswoche mehr oder weniger entspannt herum gebracht hatte, war es endlich soweit, dass man Freitags um 15 Uhr schon vorsichtshalber mal den Wecker für den nächsten Morgen stellen durfte. Herrgott waren manche von uns – inklusive dem Schreiberling – aufgeregt, während sich wieder andere genau gar nichts anmerken ließen und selbst beim Kick-Off um 20 Uhr am selben Abend noch die Ruhe selbst waren. Dabei war alles angerichtet für einen wiederholten Ausflug ins Berliner Olympiastadion, um dieses Mal – sogar aus der herzallerliebsten Ostkurve – endlich den Pokal nach 1997 wieder nach Cannstatt an den Neckar zu holen.
Dass auch wir unser Opfer für diesen Triumph würden bringen müssen, war von vorne herein klar, sodass manch einem bereits im Traum die Vorsehung kam, den Titel nur gewinnen zu können, wenn gewisse Teilnehmer der Reisegruppe komplett auf Bier verzichten würde. Leider wurde dieser vornehme Vorsatz bereits um 7 Uhr morgens durch ein frisches Falkenfelser ad acta gelegt. Also musste wohl Plan b) herhalten und hierzu nahm sich der Schreiberling vor, mehr als nur ein kleines Becks Gold, sondern auch das eine oder andere fette blaue Kaltgetränk zu sich zu nehmen, was erfolgreich in die Tat umgesetzt werden konnte.
So begab es sich, dass sich ein Großteil der Crew, namentlich Andi, Bombese, Boxer, Joe, Jens, Hens, Medes, Patrick, Phil, Sebi, Schorle, Theo, Thomasi, Turbo, Robbe und der Schreiberling in Ulm trafen, während Lutze unterwegs in Augsburg die Reisegruppe komplettierte und Allesfahrer Suhles mit seinen Kameraden separat nach Berlin reiste. Im Gepäck hatten wir unterschiedlichste Wuschdseelen, samt der nicht von Theo besorgten Salsa-Sauce, sowie eisgekühlte Kaltgetränke. Herrlich, wenn man so gut ausgestattet den weiten Weg nach Berlin antreten darf. Kompliment an alle Mahlzeit- und Kaltgetränkebeauftragten.
So konnte also insbesondere mein Vorsatz im Vergleich zu den verlorenen Pokalfinalen von 2007 und 2013 insbesondere doch mehr blaue Bauchige zu nehmen ohne große Probleme gemeistert werden, nur der Falkenfelser Aussetzer am frühen Morgen machte uns doch zu schaffen. Ich weiß nicht, wie es euch ging, aber neben einer großen Portion Vorfreude lag doch auch eine nicht zu unterschätzende Anspannung in der Luft, sodass wir neben dem üblichen Schabernack durchaus auch viele ernste Themen, wie beispielsweise die Arbeitsmoral der Gen Z durchdiskutieren mussten. Endlich in München angekommen, ergab es sich dann dass wir just Teile dieser Gen Z dann live beobachten konnten, indem unsere Mitfahrer den tragbaren LCD-Bildschirm und die Switch auspackten, um gemeinsam auf der Fahrt nach Berlin Mario Kart zu zocken. Die ältere Generation unseres Haufens verzweifelte vor dem Anblick, während die Jüngeren sich den übrigen Controller schnappten und der Generation Z zeigte, wie der Mario dem Yoshi die Banane an den Helm pfeffert. Sensationell… Pünktlich zum letzten gekühlten Bier kam man dank des ICE-Sprinters auf die Minute pünktlich im Loch, a ka unserer Hauptstadt, an und nachdem man endgültig sicher war, kein Schließfach für die Kühltaschen und Rahmen der Kaltgetränke mehr ergattern zu können, zog es uns in die nahegelegene Strandbar. Vorbei an allerhand seltsamen Demonstrationen – in Berlin willst du wirklich kein Cop sein – landeten wir schließlich an der Spree und wieder der nächste Reisejünger machte seine Ankündigung war alles wie beim letzten Mal 1997 zu machen und insbesondere den Nachmittag mit einer Berliner Weiße (Waldmeister) zu beginnen. Tja, wenn das die notwendigen Opfer sind, dann sei es so.
Ach ja, die vom einen oder andern Schandblatt angekündigten 100.000 Bielefelder wurden dann auch so langsam entdeckt. Es schien, dass sie eine satte und entspannte Zeit hatten. Wir waren aber mit uns selbst und insbesondere einer etwas verworrenen und vermutlich viel zu komplizierten Anfahrt ans Olympiastadion beschäftigt, sodass wir obwohl wir mit Elend viel Zeitpuffer unterwegs waren, am Ende doch erst kurz vor knapp in Schlagdistanz der Ostkurve waren. Und dann ging es los, dieses ganz besondere „Ding“, das es eben nur am Pokalfinale gibt. Da triffst du in der (super unprofessionellen) Warteschlange neben dem Pöbel, auch solche Stars wie Tayfun Korkut und es ist einfach normal. Nicht normal hingegen, was sich kurz vor der Drehtür bei einem der besagten MBler abspielte. Zunächst holte man die halbe (ohne Witz) Eintrittskarte aus der Tasche, natürlich aber genau die Hälfte ohne den relevanten QR- Code, um dann die andere Hälfte ebenfalls ohne den relevanten QR-Code (da abgerissen) hervorzuzaubern. Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass besagter Code dann noch in einem Fetzen an der anderen Hälfte hing und damit den Einlass ermöglichte. Glaubt dir keiner …
Also rein ins weite Rund und ab in den Oberrang, wo sich die Alte Garde versammeln durfte. Schön, wer alles zu sehen war, fast wie damals 1997, 2007 oder 2013, nur alle manche mehr, manche weniger, etwas älter und mit etwas mehr an Lebenserfahrung. Dann sollte es auch schon bald losgehen. An dieser Stelle muss ich tatsächlich auch festhalten, dass die Eröffnungsshow des DFB durchaus im Rahmen blieb und man schon viel schlimmere Eventveranstaltungen erlebt hatte, sodass die letzten paar Minuten vor Kick-Off doch (fast) ausschließlich den Kurven gehörte. Da waren dann auch die (nicht ganz) 100.000 Bielefelder satt zu hören, die wirklich einen starken Auftritt ablieferten. Respekt an dieser Stelle, waren insbesondere die Arminen am Wochenende vor dem Finale noch aufgrund eines feigen Messerangriffs durch die Hölle gegangen und so konnte nur dank des mutigen Einsatzes ein paar der ihren noch Schlimmeres verhindert werden konnte. Respekt an dieser Stelle und gute Besserung an alle Beteiligten!
Aber auch die Cannstatter Kurve hatte an diesem Tag einiges in Petto: So nahmen s‘Äffle (nicht unseres) und s’Pferdle in beeindruckender schwäbischer Mundart den Pokal mit in die Landeshauptstadt, sattes Ding und Kompliment an alle fleißigen Szenenasen, bevor die wilde Pokalnacht so richtig los ging. Puh und nach nicht mal fünf Minuten muss die Arminia aus Bielefeld in Führung gehen, aber ihr Stürmer hatte wohl noch ans Aufwärmspiel des Lattenschießens gedacht anstatt die Bude einfach zu versenken. Typisch VfB eben, gell… Aber dann wendete sich das Blatt, sodass der VfB mit dem ersten Angriff über Rakete Stiller durch Woltemessi in Führung ging. Fliegende Menschen und Emotion pur war das Resultat im östlichen Teil des Berliner Runds. Nachdem ein paar Zeigerumdrehungen später der nächste Konter zum 0:2 einfuhr und der VfB mit der dritten Chance dann auch das dritte Tor machte, explodierte die Cannstatter Kurve förmlich. Eine Fackel hier, ein stürmischer Gesang da, ein perfekter Pokalabend bahnte sich an und so ging es dann auch mit einer satten und eigentlich ausreichenden Führung zum Pausentee. Der Pokalgewinn war also bereits nach 45 Minuten zum Greifen nah und so läutete man den zweiten Teil der Sause auf Stuttgarter Seite mit einer imposanten Pyroshow ein. Nach dem 4:0 war das Ding eigentlich gegessen und man stimmte sich langsam auf die Feierlichkeiten ein. Aus dem Nichts machten die Bielefelder dann den verdienten Ehrentreffer, worauf es am Marathontor auch nochmals explodierte und dann tja dann, war es mal wieder Zeit für ein bisschen „typisch VfB“. Wenn das Spiel noch 10 Minuten länger gegangen wäre, dann wären wir mit 4:4 in die Verlängerung gegangen. Tat es aber nicht, sodass der VfB zum vierten Mal in seiner ehrwürdigen Geschichte den Gewinn des DFB-Vereinspokals auf den Briefkopf schreiben konnte. Die Feierlichkeiten nahm ich nur schemenhaft war, ging dieser Traum, den Pokal endlich zu gewinnen dann doch noch nach zwei erfolglosen Versuchen in Erfüllung. Mein größter Held des Pokalabends war unser Medes: Er zauberte in Minute 75 aus einer Hosentasche einen aufblasbaren Pokal hervor, ohne dass jemand auch nur eine leise Ahnung davon hatte. Sensationelles Feierbiest! Als eine der letzten Reisegruppen verließen wir dann das weite Rund und nahmen dieses Mal tatsächlich einfach nur die S-Bahn gen Bahnhof, was mit der komplizierten Anreise verglichen, fast schon zu gut klappte. Kurz das Proviant aufgefüllt, konnten wir uns dann auf die knapp 9 stündige Tour de Ländle durch den Ruhrpott nach Hause begeben. Die Rückfahrt wurde größtenteils verlabert, der Pokal immer und immer wieder besungen und das Falkenfelser in den Himmel gelobt.
Was für eine Tour, die für Andi auf der After-DFB-Pokalparty des VfB zu Ende ging (es sei dir wirklich gegönnt), welche die ganz Harten tatsächlich noch kurz auf den Schlossplatz zog, während andere (inklusive mir) den beschwerlichen Heimweg inklusive Schienenersatzverkehr antraten. Auf der Rückfahrt ergab sich noch das freudige Ereignis den langjährigen Weggefährten Schorle endlich in unseren Haufen aufnehmen zu dürfen (Willkommen an dieser Stelle!) und dann war das Wochenende auch tatsächlich vorbei.
Ich realisiere erst so langsam, dass wir hier Geschichte geschrieben haben. In ein paar Jahren, wenn wir vielleicht wieder mal im Pokes-Viertelfinale stehen, werden wir uns daran erinnern, was damals 2025 mit m’Äffle und m’Pferdle passiert ist, wie satt unser Auftritt war und wie auch die Kurve, insbesondere beim Halbfinale gegen den Dosenclub aus dem Osten, ihren Teil zum Titelgewinn beitrug.
Gewinner des DFB-Vereinspokals 2025: VfB Stuttgart