Am 01. Juni 2017 war es endlich soweit. Nach schier endlosen Diskussionsrunden und Vorstellungen der Ausgliederungspläne unserer Herren Vorstände, sollte am 01. Juni 2017 nun die oft beschworene und vielzitierte außerordentliche Mitgliederversammlung über das „Ja zum Erfolg“ unseres VfB abstimmen. Dank Lockangeboten mit Speis, Trank und Trikot kamen sage und schreibe 14.000 Mitglieder, davon etwa 12.000 Stimmberechtige, in die heiligen Hallen des Neckarstadions. Darunter auch Bütsche, Medes, Oberkörperfrei Theodora und eben der Schreiberling.

In unserem Auto waren vor Beginn der Mitgliederversammlung die Stimmen klar verteilt (3 dagegen, 1 dafür) und die Diskussionen bei der Fahrt nach Stuttgart drehten sich vor allem darum, dass eigentlich niemand so Recht wusste, was die Ausgliederung genau bedeutet, dass sich keiner vorstellen kann, das Daimler das nur aus „gutem Willen“ macht und das man gerne hätte, dass sich die handelnden Personen, denen man mit dieser Ausgliederungsentscheidung einen unendlichen Vertrauensvorschuss gibt, auch eine gewisse Vita beim VfB vorzuweisen hätten, die deutlich über 8 Monate hinausgeht. Egal, nachdem man also ein wenig zu spät war, sich das Trikot sicherte, stellte man fest, dass diese MV doch eine ganz besondere war: War doch die gesamte Haupttribüne voll mit Mitgliedern, die sonst ja auch immer da sind, sich aber bei den vorherigen Mitgliederversammlungen eben nur auf der Toilette verstecken. Die Maschinerie des VfB hatte also tatsächlich eine unfassbare Anzahl an Mitgliedern erreicht. Selbst die 700 Idioten, die nur das Trikot einheimsten und dann wieder abhauten, konnten das zugegeben geile Bild nicht schmälern. Nachdem der VfB dann noch die Mannschaft feiern lies (unnötig wie ein Kropf bei dieser Veranstaltung), ging mit satt 1-stündiger Verspätung der eigentlich interessante Teil der Versammlung mit einem kleinen Paukenschlag los: Ein gewisser Herr Deyle hatte wohl einen Antrag auf der Geschäftsstelle des VfB eingereicht, der insgesamt über 7 Punkte verfasste und der von Herrn  Dietrich nun vorgelesen werden musste. Herr Deyle wollte sicher nie, dass es dieser Antrag tatsächlich auf die Tagesordnung schaffen sollte, sondern eher das seine kritischen Punkte zur Ausgliederung laut und deutlich von Herrn Dietrich vorgelesen werden mussten. Am frapierendsten fand ich dabei eine Sache, die mir so noch gar nicht bewusst war: Kann es denn sein, dass ein gewisser Herr Porth einerseits Aufsichtsrat des VfB ist und andererseits bei Daimler im Vorstand ist? Gibt es da wohl einen Interessenkonflikt bei der Causa Ausgliederung und Daimler als Ankerinvestor? Danke Herr Deyle für diesen sehr cleveren Schachzug. Sicher waren Sie nie davon ausgegangen, dass Ihr Antrag tatsächlich auf die Tagesordnung kommen sollte, mit welch schallender Mehrheit er aber schlussendlich abgelehnt wurde, machte wohl allen Kritikern der Ausgliederung schnell klar, dass der Plan „stimmwillige“ Mitglieder mittels eines Trikots anzulocken, vermutlich sehr gut aufgegangen war. Dann erfolgte also die Rede von Herrn Dietrich, der im Wesentlichen nichts anderes als erzählte als er schon auf den vorangegangenen Veranstaltungen verlautbaren lies. Herr Schindelmaiser ergriff dann ebenfalls das Wort und sagte irgendwie gar nichts zum Thema. Rhetorisch war das zwar sehr sauber und aller Ehren wert, aber außer dass unsere Philosophie nun sei junge entwicklungsfähige Spieler, aber auch mal einen erfahrenen Hasen zu holen, wollte sich mir die Quintessenz seiner Rede einfach nicht erschließen, entsprechend unklar war zumindest mir die eigentliche Aussage.
Dann kam der vermutliche spannendste Tagesordnungspunkt, nämlich die Aussprache der Mitglieder. Zunächst muss ich hier jedem, egal ob pro oder contra Ausgliederung meine Anerkennung zollen, die Eier zu haben und hier bei dieser Veranstaltung vor einer derartigen Massen an Leuten seine Meinung zu vertreten. Man hatte den Eindruck, dass die Kritiker der Ausgliederung alles in allem sehr gut vorbereitet waren, Sie zahlenmäßig bei den Vortragenden sogar in der Überzahl waren, aber Ihre Ausführungen vom Pöbel oft nicht gehört werden wollten. So wurden manche der Redner vom Publikum ausgepfiffen, während bei Berfürwortern der Ausgliederung keine Pfiffe zu hören waren. Ein kritischer Redner, der ebenfalls ausgepfiffen wurde, weil er feststellte, dass bis auf Herren Dietrich, Schindelmaiser und Roleder alle weiteren handelnden Personen auf dem Podium dafür verantwortlich waren, dass wir abgestiegen sind, stellte zurecht fest, dass hier wohl ein verschobenes Verständnis von Demokratie vorherrschte. Aber ganz ehrlich: Wer will es den Mitgliedern vorwerfen, fügten Sie sich doch nur in die Diskussionskultur unseres Präsidenten ein, der sämtliche Kritiker ja im Vorfeld gern als „dumme Schulerjungen“ sah. So schwang leider in jedem Beitrag der Kritiker mit, dass man sich nicht als dumme Buben behandeln lassen wolle. An der Stelle muss ich aber Herrn Dietrich meinen Respekt zollen, dass er den Pöbel auch darum bat, die Kritiker zu Wort kommen zu lassen. Dennoch wurde Herr Dietrich indes nach meiner Auffassung immer fahriger. Jedes Mal als er auf die Kritiker eingehen wollte bzw. dies dann auch tat, war er noch ein Stück nervöser, die Zündschnur noch ein wenig kürzer und (Sorry dafür) er wackelte dermaßen aufgeregt auf seinem Sitz umher, als wenn einer unserer Fanclubkameraden gerade ein Freiwochenende auf Hamburgs Straßen gewonnen hätte. Einfach nur ein erschreckend schwacher Auftritt. Nachdem dann der Schreiberling des Blogs https://dervfbblog.wordpress.com/ seinen Redebeitrag beendet hatte (hier nochmal Respekt für Deine Arbeit und auch den Auftritt auf der JHV), kam dieser unsägliche Antrag von irgendjemandem, dass man jetzt die Aussprache beenden wolle. Danke liebe VfB Mitglieder, dass ihr es auch hier wieder geschafft habt eine anständige Diskussion zu unterbinden und abzubrechen. Nochmals die Beiträge (von beiden Seiten) waren zu keiner Zeit schlecht oder niveaulos, nur irgendjemand hatte wohl die Befürchtung, dass je länger das ganze dauert, nur noch die Kritiker anwesend sein würden und die Befürworter (die sonst eben selten auf der Mitgliederversammlung sind) dann auch eben nicht mehr da sind.
Also kam es eben zur Abstimmung und mit deutlichen 84% schenkten wir unserer Vereinsführung also das Vertrauen zur Ausgliederung mit Daimler. Hinsichtlich dieses Vertrauensvorschusses möchte ich Euch noch gerne folgende Denkanstöße geben:

  • Herr Heim behauptet mit einer Überzeugung wie Donald Trump, dass es keinen Klimawandel gäbe, dass die zur Abstimmung verwendeten Geräte einwandfrei funktionieren und es keinen Grund zur Sorge gäbe.
    • Vor mir spielen sich aber Szenen ab, dass Leute die mit den Abstimmungsgeräten eben abstimmen wollen, von den Wahlhelfern angehalten werden einen Meter weiter nach rechts zu gehen, dort habe man Empfang und dort würde auch alles reibungslos funktionieren...
    • Das Mysterium warum also bei der Stimmabgabe zur Ausgliederung rund 3.000 Stimmen der stimmberechtigten Mitglieder fehlten, kann also sehr wohl durch nicht funktionierende Geräte erklärt werden. Versteht mich nicht falsch, das hätte das Ergebnis nicht geändert, nur Herrn Heims Aussage ist schlicht und ergreifen falsch.
  • Herr Röttgermann behauptet auf die Anschuldigung eines Redners, dass er in der Presse zustimmend auf die Frage antwortete, ob man Propaganda zur Ausgliederung betreibe, schlicht und einfach mit dem Halbsatz, dass die Presse ihn hier falsch verstanden habe. (Ja genau und er ist nicht dagegen vorgegangen?).
  • Schlussendlich erwidert Herr Dietrich auf die Rede des Schreibers des o.g. Blog, dass man den Schreiberling oft genug zum VfB zu Gesprächen eingeladen habe und dass dieser dort nie war und sich auch auf den zahlreichen vorangegangenen öffentlichen Diskussionsrunden nie blicken ließ.
    • Daraufhin habe ich dem Schreiberling, der mir seit meinen Anfangstagen beim VfB bekannt ist, gefragt ob das denn stimme? Folgende Antwort erhielt ich: "Ich war auf den RVs. Aber ich war auf keiner dieser Diskussionen wie sie in Ehingen war. Was nicht stimmt, dass sie mich mehrfach eingeladen haben. Was auch nicht stimmt, dass wir nie miteinander gesprochen haben. Wir haben ja in einem Forum der Stuttgarter Nachrichten diskutiert. Nur halt per Skype, weil ich im Urlaub war."
    • Auf gut Deutsch haut Herr Dietrich hier also erst mal eine Platte Lüge zur Antwort auf einen Diskussionsbeitrag heraus.

Halten wir also fest: Von unseren zukünftigen Vorstandsmitgliedern in der AG haben sich sowohl Herren Heim als auch Röttgermann wohlwollend formuliert nicht gerade mit Ruhm bekleckert und jetzt nicht unbedingt sofort den Vertrauensvorschuss gerechtfertigt. Lediglich Herr Schindelmaiser sticht hier positiv hervor, aber eben auch weil man ihn halt (ganz bewusst vielleicht) nichts hat sagen lassen.
Aber wir haben ja unseren starken Präsidenten des VfB e.V., der unsere Interessen in der AG vertritt. Vielleicht schafft er es ja hier mit der einen oder anderen „Darstellung alternativer Fakten“ unsere Meinung durchzusetzen.
Bleibt unser Aufsichtsrat, der während der Mitgliederversammlung lediglich durch Vertilgen des bereitgestellten Caterings und schmunzelnde Gesten sowie „shakern“ mit Herrn Dietrich auffiel. Auch an Euch: Es sind nicht alle blöd, die vor Euch auf der Haupttribüne sitzen und auch hier gibt es Leute, die einiges auf dem Kasten haben!
Selbst unser internes Stimmungsbild nach Durchführung der außerordentlichen Mitgliederversammlung war 4 dagegen und keiner dafür. Woher dieser Stimmungswandel wohl kam?

Dennoch ist es der Wille der Mitglieder mit dieser Führungsmannschaft das Projekt Ausgliederung anzugehen und dies gilt es zu akzeptieren. Ich hoffe, dass es Erfolg haben wird, bin aber nach dieser Veranstaltung ob der handelnden Leute umso skeptischer denn je . Ich fürchte mich ein wenig vor dem Augenblick, den die 60er gerade durchmachen, wenn Dein Verein von einem dahergelaufenen Investor an der Nase herumgeführt und wünsche mir, dass dieses Szenario bei uns nicht eintreten wird. Wir alle haben einem solchen aber mit der Entscheidung vom 01. Juni 2017 die Grundlage geschaffen.


Allez VfB!