Und wieder Freitag Abend, und wieder gegen eine Spitzenmannschaft, und wieder ausverkauftes Haus, bis auf einen peinlich gefüllten Gästeblock. OK, der SV Bayer hat eine kleine Fanszene, aber so? Egal... Da man aus Bremen wiederholt nichts mitbrachte, war man schon wieder ordentlich unter Zugzwang.

Das hatte wohl auch unser Trainer Hannes Wolf verstanden und startete mutig mit einer Fünfer Kette bestehen aus vier gelernten Innenverteidigern + Insua. Da muss ich mich schon auch mal fragen, ob wir immer zwingend den Angsthasenfußball spielen müssen, zumal Kaminski in den ersten 20 Minuten gar nicht wusste, wo er denn eigentlich hin zu laufen hatte und daher eher öfter den Raum als den hier spielenden Mann ins Visier nahm. Pavard ist als Rechtsverteidiger einfach auch nur verschenkt, da kannst genauso den Beck spielen lassen und hast den Franzosen dann wenigstens in der Mitte. Der Stotterstart unserer Kicker steckte auch die Cannstatter Kurve an, das war an diesem Freitag Abend leider gar nix und so fiel dann auch folgerichtig zwar aus dem nix, aber doch gut gemacht, das 1:0 der Werkskicker. Der VfB hatte danach gefühlt 70% Ballbesitz, aber außer ein paar sehenswerten Moves von A.Donis nichts anzubieten. Ich denke man muss nach 15 Spielen in Liga 1 anerkennen, dass wirklich unsere Offensive das aktuell schwächste Glied unserer Kette ist, aber wenn Du halt immer gleich mit fünf Defensiven anfängst, dann wird’s vorne verdammt schwer. Dennoch muss man ebenso konstatieren, dass (so Leid es mir tut) unser Aufstiegsgott Simon Terodde eben kein Erstliga-Stürmer ist und vorne drin nahezu keinen Ball fest machen kann, sich zwar auf dem Platz zerreist, aber schlicht die Qualität fehlt. Er wird immer seinen Platz unter den wertvollsten VfB Spielern haben, aber hier müssen wir reagieren (nur wie? fragt sich Reschkes Michael…). Zum Pausentee hatte unser Coach wohl die richtigen Worte gefunden, so dass wir in den ersten 15 bis 20 Minuten nach der Pause ein wahres Feuerwerk abbrannten, aber einerseits aufgrund mangelnder Qualität und andererseits durch Wahnsinnsleistungen des Berndle (Leno) war uns der Ausgleich eben nicht vergönnt. Vermutlich hätten wir gestern auch nach 1893 Minuten kein Tor geschossen. Und so kommts wies kommt, der glorreiche SV Bayer macht nach einem Standard den Deckel drauf.
An sich ist eine Heimniederlage gegen Lev nicht schlimm und kann passieren. Da wir auswärts aber eben immer alles abschenken, haben wir Stand jetzt 17 Punkte und ich behaupte mal, dass da bis zur Winterpause auch nix mehr dazu kommt (Bitte belehrt mich eines besseren!). Macht man das mal zwei, so kommt man nach einigem Rechnen auf 34 Punkte zum Ende der Runde. Ich sags mal so, damit ist man eher unter als über dem Strich.
Versteht mich nicht falsch: Mir war klar, dass wir gegen den Abstieg spielen werden und das ist auch in Ordnung. Was nicht in Ordnung ist, ist dass man nach meiner Wahrnehmung schon wieder viel zu sehr in dem Modus „das wird schon alles und eigentlich kann nichts passieren“ geschaltet hat.
Wir brauchen jeden Tag von der Führungsebene bis zum Platzwart die Attitüde, dass wir verdammt hart für den Klassenverbleib werden arbeiten müssen. Und auch die Kurve wird hart arbeiten müssen, will sie ihren Teil dazu beitragen.
Allez VfB!