Es war einmal der 12. Mai 2007, als in einem kleinen Londoner Vorort morgens um 6 nach einer schlaflosen und schier endlos langen Nacht der Wecker klingelte, der vom Vorabend übrig gebliebene Cider entsorgt wurde und es schließlich los ging.
Auf der anderen Seite des kleinen Teichs hatte sich derweil die vergangenen Wochen ein nahezu unglaubliches Fußballwunder abgespielt: War doch unser VfB mit der jüngsten Mannschaft der Liga ins DFB-Pokalfinale eingezogen und hatte die letzten 7 Spiele der Bundesliga allesamt gewonnen, so dass am vorletzten Spieltag tatsächlich noch mit Schalke 04 und Werder Bremen die Meisterschaft ausgefochten werden konnte.

Der Brustring strahlte also so hell wie nie zuvor und es sollte in die letzten beiden Akte gehen, wobei wir gegen Grönemeyers VfL, Schalke in Dortmund und Werder – mit dem vermeintlich leichtesten Spiel – zu Hause gegen die Eintracht aus Frankfurt ran mussten. Meine Reiseroute ging also von London-Luton nach Dortmund – den Schalkern noch ein wenig Glück wünschen – während die Kadetten Arde, Bombese, Büsche, Boxer, Elsmar, Medes,  Scharpfes, Suhles, Thomasi und Phil wahlweise mittels Szenebussen oder per Sonderzug angereist waren. Als Treffpunkt der Meute wurde der Hauptes in Bochum auserkoren, auch hier nochmals Dank des Schreiberlings fürs Zusammentrommeln und „endlose“ Warten. Nachdem man bei der Anreise erschreckend feststellen musste, dass einige der Dortmunder tatsächlich lieber den Schalkern den Titel gegönnt hätten als uns Schwaben („Bleibt dat Ding wenigstens im Pott“), konnte man zumindest in Bochum erahnen, dass man lieber heute gegen den neuen Meister verlieren wollte, als den Schalkern nach 50 Jahren mal wieder einen Titel zu gönnen.

Nachdem man noch einige Leute auf Umwegen in den Gästeblock gekarrt hatte, konnte sie also losgehen, die einfach nur unglaubliche Sause. Ein tobender Gästeblock (bzw. die Gästegerade) bestehend aus Alt/Jung/Asslig/mit/ohne Niveau/ einfach nur VfB, das war die Devise und man konnte schon beim Einlaufen sehen, als man das Ole Ola (welches heuer jeder singt und damals „unseres“ war) zelebrierte und man an jedem einzelnen unserer Kicker das Glitzern in den Augen erkennen konnte,  dass heute etwas ganz besonderes auf dem Bundesligaspeiseplan stand.
Es entwickelte sich nebenbei bemerkt ein Klasse Spiel, bei dem auch die Bochumer mehr als nur Sparingspartner waren, da noch minimalst Chancen auf den Europacup vorhanden waren (man ist das lang her).  Mit dem ersten Angriff, sollten die BOs dann auch tatsächlich in Führung gehen. Der VfB übernahm danach die Kontrolle des Spiels war aber nicht wirklich zwingend, angepeitscht vom Brustringpöbel konnte man aber dennoch nach einem sehenswerten Konter durch Hitze den verdienten Ausgleich einnetzen. Dann hatte man sich eigentlich schon auf 1:1 zur Pause geeinigt, nur Marcel Maltritz wusste davon anscheinend nichts und erzielte mit seinem „Hammer“ das 2:1 für den VfL mit dem es auch in die Pause gehen sollte. Auf den anderen Plätzen lag Schalke derweil 0:1 zurück und Bremen war mit den Eintrachtlern pari, so dass trotz des Rückstandes in Hälfte eins also noch alles drin war. Und einen Pfeil sollten wir noch im Köcher haben: Der seit ein paar Wochen verletzte Mario Gomez machte sich in der Pause warm, sollte nach 5 Minuten der Hälfte zwei eingewechselt werden und dann mit dem ersten Ballkontakt den Ausgleich netzen. Auch wenn er mittlerweile gerne den Beinamen Mario Komisch trägt, er war (und ist wahrscheinlich immer noch) Weltklasse. Mittlerweile hatte Frankfurt in Bremen das 2:1 gemacht und dann waren wir am Zug: Cacau vollstreckte einen wunderbaren Angriff trocken ins Eck zum 3:2. Kollektives Ausrasten, ungläubiger Support, Tränen in den Augen und dann fiel in Dortmund das 2:0 kurz vor Schluss. Fuck, wir sind erster, aber Moment, da greift Bochum an, in der Mitte ist Ghekas total frei, die Flanke kommt, Scheiße das ist der Ausgleich, Nein: Timo hält dieses unglaubliche Ding!!! Wir sind (quasi) Meister. Danke, danke, danke, dass wir das Erleben durften.
Außerhalb des Stadions spielten sich dann Szenen ab, die man wohl kaum beschreiben kann: Hools/Ultras/Allesfahrer lagen sich mit „Teilzeit-VfBlern“ zu Sambarhythmen in den Armen, es wurde gepogt, gesungen, gelacht, geweint, irgendwie alles.
Ich denke jeder Brustringträger hat an diesem Tag seine ganz eigene Geschichte, sei es der Sonderzug, der in Gelses noch extra den kleinen Gang einlegte, die Szenebusse, die auf der Rückfahrt den Champagner raus holten oder die sonstigen kleinen Grüppchen, die man auf der Autobahn traf und denen das Grinsen nicht mehr verloren ging. Auch wenn ich diese Zeilen 7 Jahre nach einem unserer größten Triumphe schreibe, ist die Erinnerung daran immer noch so frisch. Ich denke, Euch geht es ähnlich und genau darum ist der VfB unser Verein, weil wir vielleicht ein Mal in der Dekade so was raus hauen können und weil wir eben wir sind.

Allez VfB, du sollst ewig deutscher Meister sein!